Jesus vor Hannas und Kaiphas LEITTEXT: „Da er gestraft und gemartert ward, tat er seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut.“ (Jesaja 53, 7.) Zum Lesen empfohlen: Das Leben Jesu, S. 694-710. „Christus verzagte nicht und wurde nicht entmutigt, und seine Nachfolger sollen die gleiche Stetigkeit im Glauben haben. Sie sollen leben, wie er lebte, und wirken, wie er wirkte, weil sie sich auf ihn als Führer und Berater verlassen können.“ – Das Leben Jesu, S. 679. 1. Vor der jüdischen Obrigkeit 28.09. (So) a. Vor wen wurde Jesus gewaltsam nach seiner Verhaftung in Gethsemane geführt? Johannes 18, 12-14; Matthäus 26, 57. „Hannas war das Oberhaupt der amtierenden Priesterfamilie. Mit Rücksicht auf sein Alter wurde er vom Volk als Hohepriester anerkannt; sein Rat war gesucht und als Stimme Gottes geachtet. Darum musste Jesus als Gefangener der Priester zuerst zu Hannas gebracht werden; dieser musste bei dem Verhör dabei sein aus der Befürchtung heraus, der noch wenig erfahrene Kaiphas könnte ihre ausgeklügelte Anklagebegründung zum Scheitern bringen. Seine arglistige, schlaue und spitzfindige Art wurde bei diesem Fall gebraucht.“ – Das Leben Jesu, S. 694. b. Welche Jünger verfolgten den Prozess Jesu aus der Ferne? Johannes 18, 15. „Nachdem die Jünger ihren Meister im Garten Gethsemane verlassen hatten, wagten es zwei von ihnen, Petrus und Johannes, der Schar, die Jesus gefangengenommen hatte, in einiger Entfernung zu folgen. Den Priestern war Johannes als Jünger Jesu gut bekannt. Sie gestatteten ihm den Zutritt zum Verhandlungshaus in der Hoffnung, dass er sich als Zeuge der Demütigung Jesu von der Auffassung lossage, dass dieser Gottes Sohn sei. Durch Johannes erhielt auch Petrus die Erlaubnis, das Gebäude zu betreten.“ – Das Leben Jesu, S. 705. 2. Petrus verleugnet Jesus 29.09. (Mo) a. Wo stand Petrus? Johannes 18, 16. 18. „Einige seiner Jünger hatten den Mut gefasst, einzutreten, wo Jesus war und sein Verhör mit anzuhören. Sie erwarteten, dass er seine göttliche Kraft offenbaren, sich selbst aus den Händen seiner Feinde befreien und sie wegen ihrer Grausamkeit gegen ihn bestrafen würde... Sie konnten es nicht glauben, dass er sterben müsse. Sie hofften noch immer, dass er seine Kraft anwenden und mit seiner gebietenden Stimme jene blutdürstige Menge auseinandertreiben werde, wie damals, als er diejenigen aus dem Tempel vertrieb, die seines Vaters Haus zum Kaufhaus gemacht hatten, und die vor ihm flohen, als ob sie von einer Schar bewaffneter Soldaten in die Flucht gejagt wären. Die Jünger hofften, dass Jesus seine Kraft offenbare und es allen klar machen werde, dass er der König von Israel sei.“ – Erfahrungen und Gesichte, S. 160. „Im Hof hatte man ein Feuer angezündet; denn es war die kälteste Stunde der Nacht, kurz vor Anbruch der Dämmerung. Eine Anzahl Menschen umstanden das Feuer, und Petrus drängte sich dreist mitten unter sie. Er wollte nicht als Jünger Jesu erkannt werden. Indem er sich unbekümmert unter die Menge mischte, hoffte er für einen von denen gehalten zu werden, die Jesus zum Gerichtsgebäude gebracht hatten.“ – Das Leben Jesu, S. 705. b. Wie verleugnete Petrus seinen Herrn? Johannes 18, 17. 25-27; Lukas 22, 56-60. „Petrus war seinem Herrn, nachdem er verraten war, gefolgt. Er war gespannt, was man mit Jesu machen würde. Als man ihn aber beschuldigte, einer von den Jüngern Jesus zu sein, erklärte er, für seine eigene Sicherheit fürchtend, dass er den Menschen nicht kenne.“ – Erfahrungen und Gesichte, S. 159. „Petrus hatte sich nicht zu erkennen geben wollen. Indem er sich jetzt gleichgültig stellte, begab er sich auf den Boden des Feindes und wurde eine leichte Beute der Versuchung. Wäre er berufen worden für seinen Meister zu kämpfen, er wäre bestimmt ein tapferer Streiter gewesen. Als man aber mit Verachtung auf ihn schaute, erwies er sich als Feigling. Viele, die den offenen Kampf für ihren Herrn nicht scheuen, werden durch Spott und Hohn dahin gebracht, ihren Glauben zu verleugnen. Durch den Umgang mit Menschen, die sie meiden sollten, lassen sie sich auf den Weg der Versuchung locken. Sie fordern den Feind geradezu heraus, sie zu verführen, und sie sagen und tun schließlich das, woran sie unter anderen Umständen niemals schuldig geworden wären. Der Nachfolger Christi, der in unseren Tagen seinen Glauben aus Furcht vor Leiden und Schmähungen nicht frei bekennt, verleugnet seinen Herrn genauso wie einst Petrus auf dem Hofe des Gerichtshauses.“ – Das Leben Jesu, S. 706. heit die Folge sein würde.“ – Das Leben Jesu, S. 551. 3. Die Bekehrung des Petrus 30.09. (Di) a. Woran erinnerte sich Petrus, nachdem er den Meister zum dritten Mal verleugnet und den Hahn krähen gehört hatte, und was tat er? Matthäus 26, 75; Markus 14, 72. „Noch während die herabsetzenden Schwüre aus dem Munde des Petrus kamen und das schrille Krähen des Hahnes in dessen Ohren klang, wandte sich Jesus von den finster blickenden Richtern ab und schaute seinen armen Jünger voll an. Im gleichen Augenblick fühlten sich auch des Petrus Augen zu seinem Meister hingelenkt. Jesu Angesicht drückte tiefes Mitleid und großen Kummer aus; kein Zorn war in ihm zu lesen. Der Anblick jenes bleichen, gequälten Antlitzes, jener bebenden Lippen und jener erbarmenden und vergebenden Züge drang ihm gleich einem Stachel tief ins Herz. Das Gewissen war erwacht, die Erinnerung wurde lebendig. Petrus dachte an sein vor wenigen Stunden gegebenes Versprechen, seinen Herrn ins Gefängnis, ja sogar in den Tod zu begleiten. Er erinnerte sich seines Kummers, als der Heiland ihm beim Abendmahl erzählte, dass er ihn noch in dieser Nacht dreimal verleugnen würde. Eben erst hatte er erklärt, Jesus nicht zu kennen, doch nun wurde ihm in bitterem Schmerz bewusst, wie gut der Herr ihn kannte und wie genau er in seinem Herzen jene Falschheit gelesen hatte, die ihm selbst unbekannt geblieben war.“ – Das Leben Jesu, S. 707. b. Wohin ging der beschämte Jünger? Lukas 22, 62. Was war die Ursache seiner großen Sünde? „Es trieb [Petrus] vorwärts in Einsamkeit und Dunkelheit; er wusste nicht wohin. Schließlich fand er sich im Garten Gethsemane wieder. Die Ereignisse der letzten Stunden wurden wieder in ihm lebendig. Das leidende Antlitz seines Herrn, vom Blutschweiß entstellt und vor Angst völlig verkrampft, stand ihm wieder vor Augen. In tiefer Reue dachte er daran, dass Jesus allein geweint und allein im Gebet gerungen hatte, während sie, die in dieser Stunde der Prüfung mit ihm verbunden sein sollten, schliefen… Indem Petrus schlief, obwohl Jesus geboten hatte, zu wachen und zu beten, geriet er auf den Weg der Sünde. Alle Jünger erlitten einen schweren Verlust, weil sie in dieser kritischen Stunde schliefen. Christus kannte die Feuerprobe, durch die sie gehen mussten. Er wusste, wie Satan wirken würde, um ihre Sinne zu lähmen, damit sie der großen Prüfung unvorbereitet gegenüberstünden. Aus diesem Grund hatte er sie gewarnt. Hätten sie diese Stunden im Garten Gethsemane gewacht und gebetet, dann würde sich Petrus nicht auf seine eigene schwache Kraft verlassen haben. Er hätte seinen Herrn nicht verleugnet.“ – Das Leben Jesu, S. 708. 4. Das Verhör Christi 01.10. (Mi) a. Welche Frage richtete Hannas an Jesus? Johannes 18, 19. „Gelänge es ferner, [Christus] des Aufruhrs für schuldig zu erklären, dann wäre auch seine Verurteilung durch die Römer gewiss. Die zweite Anklage versuchte Hannas zuerst zu begründen. Er fragte Jesus nach seinen Jüngern und nach seinen Lehren, wobei er hoffte, der Gefangene, würde etwas sagen, dass Anlass böte, gegen ihn vorzugehen. Könnte Hannas auch nur einige Bemerkungen aus Jesus herauslocken als Beweis dafür, dass er einen Geheimbund gründen wollte mit der Absicht, ein neues Königreich aufzurichten, dann würden die Priester einen Grund haben, ihn als Friedensstörer und Unruhestifter den Römern auszuliefern.“ – Das Leben Jesu, S. 695. b. Berichte von der Geduldsprobe, die Jesus erduldete. Johannes 18, 20-23; Jesaja 53, 7. „Hannas wurde durch diese entschiedene Antwort [Christi] zum Schweigen gebracht… Einer seiner Diener, der vor Zorn ergrimmte, als er sah, dass Hannas schwieg, schlug dem Herrn ins Gesicht und sprach: ‚Antwortest du so dem Hohenpriester?‘ [Christus] sprach keine flammenden Worte der Rache, sondern seine ruhige Antwort kam aus einem sündlosen Herzen voller Geduld und Sanftmut, das sich nicht erzürnen ließ. Innerlich aber litt der Herr schwer unter den Misshandlungen und Beleidigungen. Aus den Händen derer, die er selbst geschaffen hatte und für die er sich aufzuopfern bereit war, empfing er jede nur denkbare Schmach. Er litt so sehr, wie es dem Unterschied zwischen seiner Vollkommenheit und dem Ausmaß der menschlichen Sünde entsprach. Sein Verhör durch Menschen, die sich wie Teufel aufführten, war für ihn ein fortwährendes Opfer. Von Menschen umgeben zu sein, die sich unter der Macht Satans befanden, war empörend für ihn. Er wusste, dass er durch ein plötzliches Aufblitzen seiner göttlichen Kraft seine Peiniger auf der Stelle in den Staub werfen konnte. Gerade das machte seine Prüfung noch schwerer erträglich. Die Juden warteten auf einen Messias, der sich in äußerlichem Glanz offenbaren würde. Sie erwarteten von ihm – durch ein Hervorbrechen seines alles überwältigenden Willens –, die Gedanken der Menschen zu ändern und sie zur Anerkennung seiner Herrschaft zu zwingen. Dadurch, so glaubten sie, sichere er seine eigene Erhöhung und befriedige auch ihre ehrgeizigen Hoffnungen. Als Christus nun Verachtung begegnete, war er versucht, sein göttliches Wesen zu offenbaren. Durch ein Wort, durch einen Blick konnte er seine Verfolger zu dem Bekenntnis zwingen, dass er Herr war über Könige und Fürsten, über Priester und Tempel. Doch es war seine schwere Aufgabe, sich zu der Stellung zu bekennen, die er als ein Mensch ‚gleichwie wir‘ erwählt hatte.“ – Das Leben Jesu, S. 696. 697. 5. Verurteilt, weil er sich zu erkennen gab 02.10. (Do) a. Welche Frage stellte Kaiphas dem Erlöser, da sich kein stichhaltiger Beweis fand, um Jesus zu verurteilen? Matthäus 26, 63. b. Was antwortete Christus dem Kaiphas, und wie wurde diese Antwort als angeblicher Beweis gegen ihn verwendet? Matthäus 26, 64–66. „Schließlich erhob Kaiphas seine rechte Hand zum Himmel und drang in Jesus: ‚Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagest, ob du seist der Christus, der Sohn Gottes.‘ Auf diese Frage musste Jesus antworten. Es gibt eine Zeit zu schweigen, aber es gibt auch eine Zeit zu reden. Er hatte nicht gesprochen, bis er direkt gefragt wurde. Er wusste, dass diese Frage zu beantworten seinen Tod besiegeln würde; doch diese Aufforderung wurde von dem Vertreter der höchsten Obrigkeit des jüdischen Volkes und im Namen des Allerhöchsten an ihn gerichtet. Christus wollte nicht versäumen, dem Gesetz den schuldigen Respekt zu erweisen; darüber hinaus war seine ganze Beziehung zu seinem himmlischen Vater in Zweifel gezogen. Er musste nun unmissverständlich sein Amt und seinen Auftrag bekennen; denn einst hatte er seinen Jüngern erklärt: ‚Wer nun mich bekennet vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater.‘ (Matthäus 10, 32.) Jetzt bekräftigte er diese Lehre durch sein eigenes Beispiel. Jedes Ohr war gespitzt, jeder Blick unverwandt auf ihn gerichtet, als er antwortete: ‚Du sagst es.‘ Ein himmlisches Licht schien sein bleiches Antlitz zu erleuchten, als er hinzufügte: ‚Auch sage ich euch: Von nun an wird‘s geschehen, dass ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels.“ – Das Leben Jesu, S. 701. Fragen zur persönlichen Wiederholung 03.10. (Fr) 1. Welchen Versuchungen sollte ich widerstehen, um meinen Herrn nicht zu verleugnen? 2. Welche Sünde würde ich begehen, wenn ich meinen Glauben verheimliche? 3. Verstehe ich die Bedeutung wahrer Reue ebenso vollkommen wie Petrus? 4. Beschreibe den Dialog zwischen Hannas und Jesus. 5. Welche Prophezeiung war in der Antwort Christi an Kaiphas enthalten? |