Judas Ischariot LEITTEXT: „Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? Und euer einer ist ein Teufel! Er redete aber von dem Judas, Simons Sohn, Ischariot; der verriet ihn hernach, und war der Zwölfe einer.“ (Johannes 6, 70. 71.) Zum Lesen empfohlen: Das Leben Jesu, S. 711-719. „Obgleich er das Amt eines Dieners Christi annahm, überließ er sich nicht dem göttlichen Einfluss. Er war der Ansicht, sich ein eigenes Urteil und eine eigene Meinung bewahren zu können, und hegte damit die Neigung, andere zu kritisieren und anzuklagen.“ – Das Leben Jesu, S. 711. 1. Der erste Kontakt 05.10. (So) a. Wie begegnete Judas Jesus zu Beginn von dessen Dienst, und was zog ihn zum Meister? Matthäus 8, 19. „Während Jesus die Jünger auf ihren Dienst vorbereitete, drängte sich einer unter sie, der nicht dazu berufen worden war. Es war Judas Ischariot, ein angeblicher Nachfolger Christi. Er trat nun vor und bat um einen Platz in dem engeren Jüngerkreis.“ – Das Leben Jesu, S. 281. „Judas hatte sich den Jüngern angeschlossen, als Jesus eine große Menge nachfolgte. Die Lehren des Meisters bewegten die Herzen der Menschen, als sie im Innersten überwältigt seinen Worten lauschten, die er in der Synagoge, am Meeresufer und am Bergeshang zu ihnen sprach. Judas erlebte, wie Kranke, Lahme und Blinde aus den Städten zu Jesus strömten. Er sah, wie Sterbende ihm zu Füßen gelegt wurden. Er war Zeuge der machtvollen Bekundungen des Heilandes, wenn er die Kranken heilte, die Teufel austrieb und die Toten auferweckte. Er spürte an sich selbst die Macht Jesu und war sich bewusst, dass Jesu Lehren alles überragten, was er bisher gehört hatte. Er liebte den großen Lehrer und sehnte sich danach, bei ihm zu sein. Er hatte das Verlangen, dass sein Wesen und sein Leben umgewandelt würden, und er hoffte dies durch seine Verbindung mit Jesus zu erleben.“ – Das Leben Jesu, S. 711. 712. 2. In das Apostelamt aufgenommen 06.10. (Mo) a. Wie reagierte Jesus auf den Vorschlag des Judas, eine Stellung unter den Zwölfen einzunehmen, und wie reagierten die anderen Jünger darauf? Matthäus 8, 20. „Judas glaubte, dass Jesus der Messias sei, und indem er sich den Jüngern anschloss, hoffte er sich einen hohen Rang in dem neuen Reich zu sichern. Dieser Hoffnung wollte Jesus durch die Erklärung seiner Armut den Boden entziehen. Nach dem Wunsch der Jünger sollte Judas einer der ihren werden. Er war eine achtunggebietende Erscheinung, besaß dazu ein klares Urteilsvermögen und einen praktischen Sinn. Sie empfahlen ihn darum dem Herrn als einen Mann, der ihm bei seiner Aufgabe sehr behilflich sein werde; und sie wunderten sich, ihn von Jesus so kühl empfangen zu sehen. Sie waren sehr enttäuscht, dass Jesus nicht versuchte, die Mitarbeit der führenden Männer Israels zu gewinnen. Sie glaubten, er beginge einen Fehler, dass er sein Werk nicht durch die Unterstützung dieser einflussreichen Männer bekräftigte. Hätte er Judas zurückgewiesen, so würden sie in ihrem Innern die Weisheit Jesu in Zweifel gezogen haben. Die spätere Geschichte des Judas sollte ihnen die Gefahr zeigen, irgendwelche weltlichen Rücksichten zu erwägen, wenn es darauf ankommt, geeignete Männer für das Werk Gottes zu bestimmen. Die Mitwirkung solcher Leute, wie sie die Jünger gern gesehen hätten, würde das Werk Gottes in die Hände seiner ärgsten Feinde gebracht haben.“ – Das Leben Jesu, S. 281. 282. b. Was ist über Judas als Apostel geschrieben? Matthäus 10, 2-4; Johannes 6, 64. „Der Heiland wies Judas nicht zurück. Er gab ihm einen Platz unter den Zwölfen, vertraute ihm das Amt eines Evangelisten an und stattete ihn aus mit der Kraft, Kranke zu heilen und Teufel auszutreiben. Dennoch konnte sich Judas nicht überwinden, völlig in Christus aufzugehen. Weder gab er seinen weltlichen Ehrgeiz auf noch seine Liebe zum Geld. Obgleich er das Amt eines Dieners Christi annahm, überließ er sich nicht dem göttlichen Einfluss. Er war der Ansicht, sich ein eigenes Urteil und eine eigene Meinung bewahren zu können, und hegte damit die Neigung, andere zu kritisieren und anzuklagen.“ – Das Leben Jesu, S. 711. c. Wie wurde der Verrat vorausgesehen? Johannes 6, 70. 71; 13, 9. 10; Psalm 41, 10. 3. Die Verschlagenheit des Charakters 07.10. (Di) a. Beschreibe den Unterschied zwischen dem Bild, das Judas unter den Jüngern zeigte, und seinen tatsächlichen Motiven und seinem wahren Charakter. Johannes 12, 6. „Unter den Jüngern war Judas hochgeachtet, und er übte großen Einfluss auf sie aus. Er hatte eine hohe Meinung von seinen Fähigkeiten und glaubte sich seinen Brüdern an Urteilskraft und Talent stark überlegen. Er meinte, sie würden die sich ihnen bietenden Gelegenheiten nicht erkennen und keinen Vorteil daraus ziehen. Die christliche Gemeinde könne mit solch kurzsichtigen Männern an der Spitze nicht gedeihen. Petrus war ungestüm; er würde oft ohne Überlegung handeln. Johannes, der Christi Lehre in sich aufnahm und bewahrte, war in Judas‘ Augen ein schlechter Haushalter. Matthäus, dessen Erziehung ihn gelehrt hatte, in allen Dingen peinlich genau zu sein, legte größten Wert auf Rechtschaffenheit. Er dachte stets über alle Worte Christi gründlich nach und vertiefte sich derart darein, dass ihm nach Meinung des Judas keine Aufträge anvertraut werden konnten, die Scharfsinn und Weitblick verlangten. In dieser Weise nahm sich Judas alle Jünger vor, und er schmeichelte sich, dass der Jüngerkreis oft in Verwirrung und Verlegenheit geraten wäre, wenn es ihn mit seiner Fähigkeit als guten Haushalter nicht gegeben hätte. Er war der Überzeugung, dass niemand ihm das Wasser reichen konnte. Nach seinem eigenen Urteil hielt er sich für eine Zierde dieses Kreises; dementsprechend war seine Haltung… Die kleinen Beträge, die durch seine Hände gingen, waren für ihn eine ständige Versuchung. Oft, wenn er dem Herrn einen kleinen Dienst erwiesen oder seine Zeit auf religiöse Dinge verwandt hatte, nahm er sich selbst seinen Lohn aus der bescheidenen Kasse. Ihm dienten solche Gelegenheiten als Vorwand, seine Handlungsweise zu entschuldigen; in Gottes Augen aber war er ein Dieb.“ – Das Leben Jesu, S. 712. 713. b. Bei welcher besonderen Gelegenheit offenbarte sich der wahre Charakter des Judas? Johannes 12, 3-5; Matthäus 26, 14-16. Wie versuchte Jesus, ihm zu helfen? „Judas war blind gegenüber seinen Charakterschwächen, und Jesus wies ihm einen Platz an, wo es ihm möglich gewesen wäre, seine Mängel zu erkennen und zu bekämpfen. Als Schatzmeister der Jünger musste er für die leiblichen Bedürfnisse dieser kleinen Gemeinschaft sorgen und auch die Not der Armen lindern… Durch den Dienst für andere hätte Judas einen selbstlosen Geist entwickeln können; doch während er täglich den Lehren Jesu zuhörte und Zeuge dessen uneigennützigen Wandels war, nährte er seine habgierigen Neigungen.“ – Das Leben Jesu, S. 713. 4. Das Wirken Christi zugunsten von Judas 08.10. (Mi) a. Wie versuchte Jesus, den habgierigen Apostel zu erreichen? Johannes 12, 7. 8. „Jesus kannte das Herz des Judas; er kannte die Tiefen der Bosheit, in denen dieser versinken musste, wenn er sich nicht durch die Gnade Gottes befreien ließ. Mit der Aufnahme in Jesu Jüngerkreis bekam Judas Gelegenheit, durch das tägliche Zusammensein mit dem Heiland dessen uneigennützige Liebe kennenzulernen. Öffnete er Jesus sein Herz, dann würde die göttliche Gnade den Dämon der Selbstsucht daraus verbannen, und Judas könnte ein Bürger im Reiche Gottes werden. Gott nimmt die Menschen mit ihren menschlichen Charaktereigenschaften und erzieht sie zu seinem Dienst, wenn sie sich bessern lassen und von ihm lernen. Sie werden nicht berufen, weil sie vollkommen sind, sondern trotz ihrer Unvollkommenheit werden sie erwählt, damit sie durch die Erkenntnis und Ausübung der Wahrheit aus göttlicher Gnade in das Ebenbild ihres Meisters umgewandelt werden. Judas hatte die gleichen Möglichkeiten wie die anderen Jünger auch. Er empfing dieselben köstlichen Lehren wie sie; aber der Wandel in der Wahrheit, wie ihn Christus verlangte, widersprach seinen eigenen Wünschen und Absichten. Er wollte seine menschliche Meinung nicht aufgeben, um himmlische Weisheit zu empfangen.“ – Das Leben Jesus, S. 282. b. Beschreibe den seelsorgerlichen Charakter, den unser guter Hirte gegenüber Judas offenbarte. Psalm 77, 10; 86, 15. „Wie nachsichtig behandelte Jesus den, der doch sein Verräter sein würde! Er verweilte in seinen Lehren besonders bei den Grundsätzen der Wohltätigkeit und traf damit die Wurzel des Geizes. Er zeigte Judas das Hässliche der Habsucht, und oft erkannte Judas seinen eigenen Charakter und seine Sündhaftigkeit in der Schilderung Jesu. Er konnte sich aber nicht dazu überwinden, seine Ungerechtigkeit zu bekennen und aufzugeben, sondern setzte selbstherrlich seine betrügerischen Handlungen fort, statt der Versuchung zu widerstehen. Christus war ihm ein lebendiges Vorbild, wie er werden musste, wenn er den rechten Nutzen aus der göttlichen Vermittlung und dem göttlichen Dienen zöge; aber Lehre auf Lehre ließ er unbeachtet. Jesus gab ihm keinen scharfen Verweis wegen seines Geizes, sondern trug diesen Sünder mit göttlicher Geduld. Er gab Judas aber Beweise, dass er in seinem Herzen lesen konnte wie in einem aufgeschlagenen Buch. Er gab ihm den höchsten Ansporn zum rechten Handeln, und Judas würde keine Entschuldigung haben, verwürfe er das himmlische Licht.“ – Das Leben Jesu, S. 282. 283. 5. Die letzte Tat 09.10. (Do) a. Wann unternahm Jesus seinen letzten Versuch zugunsten von Judas – und was tat der unglückselige Apostel schließlich? Johannes 13, 1-5. 10-14; 18, 2-5. „Als die Häscher den Garten betraten, hatte er sie angeführt, dicht gefolgt von dem Hohen Priester… Er ging auf den Herrn zu, ergriff freundschaftlich seine Hand, küsste ihn wiederholt mit den Worten: ‚Gegrüsset seist du, Rabbi!‘ und gab sich den Anschein, als weine er aus Mitleid mit ihm in dessen gefahrvoller Lage. Jesus sprach zu ihm: ‚Mein Freund, warum bist du gekommen?‘ Seine Stimme zitterte vor Wehmut, als er hinzufügte: ‚Judas, verrätst du des Menschen Sohn mit einem Kuss?‘ Diese Worte hätten das Gewissen des Verräters wachrütteln und sein verstocktes Herz anrühren müssen, aber Ehre, Treue und menschliches Empfinden hatten ihn verlassen.“ – Das Leben Jesu, S. 691. 692. b. Beschreibe das endgültige Ende des Judas. Matthäus 27, 3-10. „[Judas] stürzte auf den Richterstuhl zu, warf die dreißig Silberlinge, den Preis für seinen Verrat, dem Hohenpriester vor die Füße, ergriff in ungeduldiger Hast das Gewand des Kaiphas und flehte ihn an, Jesus freizugeben. Er erklärte, dass dieser nichts getan hätte, was den Tod rechtfertigte… Etwas später am gleichen Tage wurde auf dem Wege vom Palast des Pilatus nach Golgatha das Geschrei und Gespött all der bösartigen Menschen, die Jesus zur Kreuzigungsstätte begleiteten, jäh unterbrochen. An einer einsamen Stelle erblickten sie am Fuße eines abgestorbenen Baumes den Leichnam des Judas. Welch ein abstoßendes Bild! Sein schwerer Körper hatte den Strick zerrissen, mit dem er sich am Baum aufgehängt hatte. Durch den Sturz war sein Leib aufgeplatzt, und gierig verschlangen ihn die Hunde.“ – Das Leben Jesu, S. 718. Fragen zur persönlichen Wiederholung 10.10. (Fr) 1. Welche Warnung sollte ich aus der inneren Schwäche des Judas ziehen? 2. Welche zunehmende Gefahr könnte mich treffen, wenn ich mein Herz ebenso verhärte wie er? 3. Wie kann ich die liebevolle Sehnsucht Christi um meine Seele richtig wertschätzen? 4. Welche Beweggründe hatte Judas, als er eine Stellung unter den Zwölfen anstrebte? 5. Was waren die größten Schwächen des Judas? |