Pflanzen - dem Herrn zum Preise

„…dass sie genannt werden Bäume der Gerechtigkeit, Pflanzen des Herrn zum Preise.” (Jesaja 61, 3.)

Ist das nicht etwas Erstrebenswertes, dazu gezählt werden zu können? Und wenn wir uns die Frage vorlegen, welche Leute es sind, denen diese hohe Auszeichnung zuteil wird, dann sind wir vielleicht erstaunt darüber! Es sind nämlich die Einfachen, Bescheidenen und Traurigen in der Gemeinde. „Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.” (Matthäus 5, 4.) Demnach sind es nicht die im Rampenlicht Stehenden, die Leichtfertigen, solche, die sich sicher wähnen. Nein, es sind vielmehr solche, die in Sack und Asche Buße taten, die traurig über ihre eigenen Sünden und über die Sünden anderer gewesen sind. Deshalb erhalten sie Schmuck für Asche, Freudenöl für Traurigkeit und für ihren betrübten Geist schöne Kleider. Welch eine großartige Veränderung wird ihnen in ihrem Stimmungsbarometer zuteil? Aus Traurigen und Betrübten werden – man lese und staune – Bäume und Pflanzen, Bäume der Gerechtigkeit, Pflanzen dem Herrn zum Preise.

Der Prophet Hosea erwähnt einige solcher auserlesenen Pflanzen. Da ist die Rede von der Rose, vom Ölbaum, vom Weinstock und von der Tanne. (Hosea 14, 6-9.) Es sind also edle, wohlriechende und auch nützliche Gewächse. Im Psalm 92, 13 finden wir zusätzlich noch einige erwähnter Bäume: Die Palme in der Wüste -  allen Sandstürmen trotzend steht sie da, dem müden Wanderer, dessen Kräfte ihn bereits zu verlassen drohen, Mut und Hoffnung einzuflößen. Und wie steht es mit der Zeder? Ihr Holz ist sehr hart und widerstandsfähig.

Jedes Gewächs hat seine von Gott gegebene Bestimmung und seinen Zweck. Sorgt Gott nun auch dafür, dass die Pflanze die ihr zufallende Aufgabe fortgesetzt erfüllen kann? Die Antwort kann nur lauten: Natürlich, ohne Frage! Wir müssen an eine Rose nicht den Aufruf ergehen lassen, dass sie duften soll! Wir müssen sie nicht tadeln und sprechen: „Du Rose, was ist mit dir los, warum hältst du den Duft zurück?” Sie duftet ohne Aufforderung, immerwährend, gleichgültig, welche Nase es ist, die an ihr riecht. Sie kann nicht anders. Gott sorgt dafür! Das ist die vom Schöpfer ausgehende und auf sie übertragene Kraft. Und bei allen anderen Pflanzen ist es ebenso.

Wie steht es mit dem Wachstum geistiger Pflanzen?

Wie ist es aber nun mit den geistigen Pflanzen, konkret gesagt, mit uns? Warum müssen wir immer wieder aufgerufen werden? Warum muss man an uns ständig Appelle richten? „Liebe Geschwister, seid pünktlich, seid im Andachtsraum stille, habt nicht lieb die Welt aber um so mehr Gott und euren Nächsten, übt Selbstbeherrschung, überwindet das Böse mit Gutem, seid freundlich und höflich!” Warum das? Wir haben z. B. einen Appell vernommen, vielleicht sind wir sogar beeindruckt. Doch der Eindruck ist nicht bleibend. Er verliert seine Kraft, schwächt sich ab und endet in der Vergessenheit. Das ist das Resultat, das wir leider am meisten beklagen müssen.

Wir wollen aber auch noch eine ermutigendere Möglichkeit in Erwägung ziehen. Es mag nämlich sein, dass wir, angeregt durch den Aufruf, den Wunsch haben, uns zu bessern. Wir bemühen uns sogar, Fortschritte zu erzielen. Mitunter gelingt es uns; aber dann versagen wir wieder kläglich. Was ist zu tun? In dem Fall gilt uns das Wort: „Liebe Seele, sei nicht verzagt, sei nicht entmutigt, gib nicht auf, nimm weiter Zuflucht zum Gebet! Gott prüft dich, ob du wirklich ernsthaft bemüht bist, in der Heiligung Fortschritte zu machen. Der Herr segnet dein Bemühen. Denk an den Patriarchen Jakob oder an die Witwe, die sich von dem ungerechten Richter nicht abweisen ließ. Beharrlich und sogar bedrohend hat sie ihr Anliegen vorgebracht und schließlich ihr Ziel erreicht.

Aber, liebe Geschwister, wenn uns diese Möglichkeit offensteht, soll sie doch auf jeden Fall zum Ziel haben, nicht mehr rückfällig zu werden. Einmal wollen wir doch triumphieren können. Bei den natürlichen Pflanzen ist das der Fall. Bei ihnen gibt es kein Versagen. Sie sind ständig am Wachsen und Zunehmen. „Denn die Erde bringt von selbst zum ersten das Gras, darnach die Ähren, darnach den vollen Weizen in den Ähren.” (Markus 4, 28.) Woher kommt das, was ist die Ursache? Woher nimmt sie die Kraft dazu? Wie wir es gelesen haben – aus der Erde. Darin befinden sich die Stoffe, Mineralien, die sie für ihre ständige Entwicklung benötigt. Und wodurch gelangt sie in deren Besitz? Welches ist der geheimnisvolle Weg? Das geschieht auf dem geheimnisvollen Weg über die Wurzel. Ihr fällt dabei die entscheidende Rolle zu!

Die hohe Bedeutung der Wurzel

Kann es nun nicht sein, dass in unserem behandelten Thema die Wurzel das größte Problem darstellt? Ist sie nicht funktionstüchtig? Oder ist da ein böses Tier am Nagen? Oder sollte es unglückseligerweise gar der Fall sein, dass wir keine haben oder nicht die richtige? Aber dann müssen wir uns unbedingt die Frage stellen, wer ist denn die Richtige? Welche benötigen wir denn? Wie heißt sie? Machen wir uns auf die Suche! Wir finden sie in Jesaja 11, 10 und Offenbarung 12, 16. „Und es wird geschehen zu der Zeit, dass die Wurzel Isai, die da steht zum Panier den Völkern, nach der werden die Heiden fragen; und seine Ruhe wird Ehre sein.” „Ich, Jesus, habe gesandt meinen Engel, solches zu bezeugen an die Gemeinden. Ich bin die Wurzel des Geschlechts David, der helle Morgenstern.”

Meine lieben Geschwister, das Fehlen dieser Wurzel macht uns unbeständig, launisch, wetterwendisch. Deshalb sind wir einmal stark, dann wieder schwach, einmal zeigen wir ein fröhliches Gesicht, dann wieder ein finsteres; einmal sind wir ermutigt, dann wieder entmutigt, zusammengefasst – unausgeglichen! Das ist das traurige Resultat des Fehlens dieser so äußerst notwendigen Wurzel. „Etliches fiel in das Steinige, wo es nicht viel Erde hatte; und ging bald auf, darum dass es nicht tiefe Erde hatte. Als aber die Sonne aufging, verwelkte es, und dieweil es nicht Wurzel hatte, ward es dürre… Das aber auf das Steinige gesät ist, das ist, wenn jemand das Wort hört und es alsbald aufnimmt mit Freuden; aber er hat nicht Wurzel in sich, sondern ist wetterwendisch; wenn sich Trübsal und Verfolgung erhebt um des Wortes willen, so ärgert er sich alsbald.” (Matthäus 13, 5. 6. 20. 21.) O, liebe Brüder und Schwestern, wir wissen, wer diese kostbare Wurzel ist. Die Bibel hat sie uns offenbart. Das ist bereits ein Schritt nach vorne, eine Möglichkeit zur Weiterentwicklung. Aber ist das Wissen darüber schon genug? Was nutzt uns die Wurzel in der Bibel? Muss sie nicht den Weg aus der Schrift in unsere Herzen nehmen? Muss sich ihre Kraft und Wirksamkeit nicht in uns befinden? „Christus in uns, Christus in uns”, wie so oft begegnen wir diesem Wort in der Schrift? Und jetzt haben wir im Gleichnis gelesen: Der Wetterwendische hat nicht die Wurzel in sich! Das war sein tragisches Problem und ist bei uns Wankelmütigen das Gleiche.

„Viele, die bekennen Christen zu sein, sind nur Hörer, bei welchen der Same auf steiniges Erdreich gefallen ist. Dem unter der dünnen Erdschicht liegenden Felsen gleich liegt die Selbstsucht des natürlichen Herzens unter den guten Wünschen und Bestrebungen. Die Liebe zum eigenen Ich ist nicht besiegt. Sie haben das außerordentlich Sündhafte der Sünde nicht erkannt und das Herz ist unter dem Gefühl seiner Schuld nicht gedemütigt worden. Diese Klasse könnte überzeugt und auch bekehrt werden, aber ihre Religion ist zu oberflächlich.” – Christi Gleichnisse, Ausgabe 1915, S. 45.

Auf welchem Wege gelangt die Wurzel in uns?

„Die Wurzeln dringen tief ins Erdreich hinein und nähren, unseren Augen verborgen, das Leben der Pflanze. So verhält es sich auch mit dem Christen. Durch die durch den Glauben bewirkte unsichtbare Vereinigung der Seele mit Christo wird das geistige Leben genährt, aber die Hörer, bei denen der Same auf steinigen Boden gefallen ist, vertrauen auf sich selbst anstatt auf Christum. Sie stützen sich auf ihre guten Werke und guten Beweggründe und sind stark in ihrer eigenen Gerechtigkeit, aber nicht stark im Herrn und in der Macht seiner Stärke. Ein solcher ‚hat nicht Wurzel in ihm’, denn er ist nicht mit Christo verbunden.” – Christi Gleichnisse, Ausgabe 1915, S. 46.

Fühlen wir den Mangel unserer Seele, ist er uns bewusst? Oder hat uns die Selbstgerechtigkeit schon so stark im Griff, dass das gar nicht mehr der Fall sein kann? Herr, öffne uns die Augen und die Herzen! Wir benötigen dich doch so sehr! Bitte, sag uns, auf welchem Wege gelangen wir dazu, dich als die wirksame Wurzel in uns haben zu können? Und der Herr ist so großzügig und überaus gnädig, indem er uns sogar in den Mund legt, welches Bekenntnis wir abzulegen haben, damit unsere Bitte gehört und erhört werden kann:

„Bekehre dich, Israel, zu dem Herrn, deinem Gott; denn du bist gefallen um deiner Missetat willen. Nehmt diese Worte mit euch und bekehrt euch zum Herrn und sprecht zu ihm: Vergib uns alle Sünde und tue uns wohl; so wollen wir opfern die Farren unsrer Lippen. Assur soll uns nicht helfen; wir wollen nicht mehr auf Rossen reiten, auch nicht mehr sagen zu den Werken unsrer Hände: ‚Ihr seid unser Gott’; sondern lass die Waisen bei dir Gnade finden.” (Hosea 14, 2-4.)

Mit der Bekehrung fängt es also an; sie ist der erste Schritt. Wie geht es weiter? Was sollen wir sprechen? Vergib uns bitte und tue uns wohl; dann wollen wir dich loben und preisen und dir von ganzem Herzen danken. Wir wollen unsere Hilfe bei niemand anders mehr suchen, als nur bei dir allein. Wir wollen uns demütigen. Wir wollen uns nicht mehr erhaben auf einem Ross sitzend dünken und stolz sein. Wir wollen uns nicht mehr auf unsere guten Werke stützen und uns ihrer rühmen. Wir anerkennen, dass wir ohne dich Waisen sind, ohne Vater und ohne Mutter, schutz- und hilflos.

Beglückende Verheißungen

Lasst uns diese Aufforderung ernst nehmen; lasst sie uns in unseren Gebeten zum Ausdruck bringen, wozu uns der Geist Gottes mahnt. Nur unter dieser Voraussetzung ist uns die Verbindung mit dem Herrn als die Wurzel Davids zugesichert. Wie bei den natürlichen Pflanzen ist auch uns dann das anhaltende Wachstum als geistige Pflanze ihm zum Preise garantiert. Und die so wunderbaren und beglückenden Verheißungen des Propheten Hosea werden in unserem Leben triumphale Wirklichkeit.
Und welche sind es? „So will ich ihr Übertreten wieder heilen; gerne will ich sie lieben; denn mein Zorn soll sich von ihnen wenden. Ich will Israel wie ein Tau sein, dass er soll blühen wie eine Rose, und seine Wurzeln sollen ausschlagen wie der Libanon und seine Zweige sich ausbreiten, dass er sei so schön wie ein Ölbaum, und soll so guten Geruch geben wie der Libanon. Und sie sollen wieder unter seinem Schatten sitzen; von Korn sollen sie sich nähren und blühen wie der Weinstock; sein Gedächtnis soll sein wie der Wein am Libanon. Ephraim, was sollen mir weiter die Götzen? Ich will ihn erhören und führen; ich will sein wie eine grünende Tanne; an mir soll man deine Frucht finden. Wer ist weise, der dies verstehe, und klug, der dies merke? Denn die Wege des Herrn sind richtig, und die Gerechten wandeln darin; aber die Übertreter fallen darin.” (Hosea 14, 5-9.)

„Das Keimen der Saat stellt den Beginn des geistlichen Lebens dar, und das Wachstum der Pflanze ist ein Bild für die Entwicklung des Charakters. Es gibt kein Leben ohne Wachstum. Die Pflanze muss entweder zunehmen oder absterben. Ihrem stillen, unmerklichen, aber steten Gedeihen gleicht das Heranreifen des Charakters. Auf jeder Entwicklungsstufe kann unser Leben vollkommen sein; selbst wenn Gottes Absicht mit uns erfüllt ist, wird es noch beständigen Fortschritt geben.” – Erziehung, S. 97.

Die Wirksamkeit der Wurzel wird offenbar

„Die Pflanze wächst, indem sie aufnimmt, was Gott für die Erhaltung ihres Lebens bestimmt hat. So kommt auch geistliches Wachstum durch Zusammenwirken mit göttlichen Kräften zustande. Wie die Pflanze im Boden Wurzel fasst, so sollen wir in Christus Wurzel schlagen. Wie die Pflanze Regen, Tau und Sonnenschein entgegennimmt, so sollen auch wir den Heiligen Geist annehmen. Wenn unser Inneres in Christus eingewurzelt ist, wird er zu uns kommen ‚wie ein Regen, wie ein Spätregen, der das Land feuchtet’. Er wird über uns aufgehen wie ‚die Sonne der Gerechtigkeit’ mit ‚Heil unter ihren Flügeln’. Wir werden ‚blühen wie eine Rose’. Von ‚Korn’ werden wir uns ‚nähren’ und ‚blühen wie ein Weinstock’.” – Erziehung, S. 97.

Liebe Geschwister, ist das nicht das, was unsere Herzen mit Sehnsucht erfüllt? Ist das nicht das, worauf wir schon so lange warten? Und kann doch so schnell  in Erfüllung gehen, wenn wir in Christus Wurzel geschlagen haben und unser Inneres in Christus eingewurzelt ist. Dann wird die Erquickung vom Angesicht des Herrn kommen. Die Macht des Engels aus Offenbarung 18 wird die Welt bewegen. Seine Klarheit wird zum Abschluss der Verkündigung des Evangeliums vom Reich noch einmal die ganze Welt erleuchten. Dann und nur dann wird das Ende kommen.

Was ist also der entscheidende Punkt? Wovon hängt alles ab? Lieber Bruder, liebe Schwester, lieber Junge und liebes Mädchen: „Wer ist weise, der dies verstehe, und klug, der dies merke?” (Hosea 14, 10.) Sage es uns, lieber Herr Jesu, wir wollten es gerne wissen! Dann merkt gut und behaltet es:

Durch mich, die Wurzel, sollst du blühen wie eine Rose und ständig duften.
Durch mich, die Wurzel, sollst du so schön sein wie ein Ölbaum.
Durch mich, die Wurzel, sollst du blühen wie ein Weinstock.
Und ich, die Wurzel, will dir sein wie die grünende Tanne.
Und deine Frucht soll man an mir finden.

Welche eine wunderbare und tiefe Bedeutung hat doch dieses Wort? „Deine Frucht soll man an mir, nicht an dir, finden.” Was meint das? Liebe Seele, du hast etwas vollbracht, warst nächstenliebend – hast Gutes getan – hast dem Geringsten eine Wohltat erwiesen – hast nicht widergescholten, da man dich gescholten hat – hast auch die andere Wange hingehalten, als man dich auf die eine geschlagen hat. Aber all das, wozu du fähig gewesen bist, ist nicht an dir, sondern an mir zu finden. Deshalb rühme dich nicht!” „Denn wer hat dich vorgezogen? Was hast du aber, dass du nicht empfangen hast? So du es aber empfangen hast, was rühmst du dich denn, als ob du es nicht empfangen hättest?” (1. Korinther 4, 7.)

„So rühme dich nicht wider die Zweige. Rühmst du dich aber wider sie, so sollst du wissen, dass du die Wurzel nicht trägst, sondern die Wurzel trägt dich.” (Römer 11, 18.) Alle guten Werke, dazu du in deinem Leben und im Weinberg des Herrn fähig gewesen bist, war die Folge der Verbindung mit mir. Trotzdem werde ich dich dafür belohnen, weil du dich mir zur Verfügung stelltest. „Denn gleichwie das Gewächs aus der Erde wächst und Same im Garten aufgeht, also wird Gerechtigkeit und Lob vor allen Heiden aufgehen aus dem Herrn Herrn.” (Jesaja 61, 11.)

Die wahren Pflanzen dem Herrn zum Preise

„Diejenigen, die meinen, sie hätten es verdient, in das Himmelreich einzugehen, kommen selbstsicher, klopfen an und sagen: ‚Herr, öffne die Tore. Ich gehöre hierher. Ich habe Wunder in deinem Namen gewirkt. Ich habe gepredigt und Kranke geheilt und vieles andere getan.’ Was ist die Antwort? Weichet von mir, ihr Übeltäter.”

Was sagten sie? „Wir haben viele wunderbaren Werke getan. Wir sind in Ordnung. Wir sind gerecht, wir stehen genau richtig, daher haben wir ein Anrecht, dort zu sein. Öffne die Tür. Aber ‚Wir’ zählt dort gar nicht, stimmt’s?”

An jenem Tage wird auch eine andere Gruppe dort sein – eine große Schar, die niemand zählen kann – alle Rassen, Geschlechter, Sprachen und Völker, und sie werden hinaufkommen, um dort einzutreten. Und wollte man ihnen diese Frage stellen: ‚Was habt ihr getan, dass ihr hier eintreten dürft?’ Die Antwort würde sein:

‚O, ich habe nichts getan, dass ich dies verdient hätte. Ich bin ein Sünder, der nur von der Gnade des Herrn abhängt. O, ich war so elend, so ganz ein Gefangener und in solch’ einer Gefangenschaft, dass mich niemand befreien konnte, außer der Herr selbst; so miserabel war ich, dass alles, was ich überhaupt tun konnte, war, mich vom Herrn dauernd trösten zu lassen; so arm war ich, dass ich ständig vom Herrn bitten musste; so blind war ich, dass niemand außer der Herr mich sehend machte; so nackt war ich, dass niemand mich kleiden konnte, außer der Herr selber. Aller Anspruch, den ich besitze, ist, was Jesus für mich getan hat. Der Herr hat mich geliebt. Als ich in meinem Elend schrie, errettete er mich; als ich in meinen Leid Trost wünschte, gab er ihn mir stets; als ich ihn in meiner Bettelarmut bat, gab er mir Reichtümer; als ich ihn in meiner Blindheit bat, er möge mir den Weg weisen, damit ich ihn erkenne, führte er mich den ganzen Weg und machte mich sehend; und als ich so nackt war, dass niemand mich kleiden konnte, gab er mir dieses Kleid, das ich anhabe. Alles, was ich somit zu präsentieren habe, alles, was ich präsentieren kann alles das auf Grund dessen ich eintreten darf, irgendein Anspruch, der mir Eintritt gewährt, ist nur das, was er für mich getan hat; wenn dies mir keinen Eintritt schafft, bin ich ausgeschlossen, und das ist dann auch gerecht. Wenn ich draußen gelassen werde, kann ich mich nicht darüber beklagen. Aber ach, wird nicht dies mich berechtigen einzutreten und das Erbe zu besitzen?” – General Conference Bulletin, 1893, S. 416.

Das ist unsere Situation! Deshalb lasst uns die Worte Jesu beherzigen: „Bleibet in mir und ich in euch. Gleichwie die Rebe kann keine Frucht bringen von ihr selber, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.” (Johannes 15, 4. 5.)

Auf diesem Wege warst du mit mir bis jetzt verbunden. Meine Kraft, die durch mich an dir wirken konnte, bleibt auch in dir weiterhin bestehen. Du wirst dadurch meiner göttlichen Natur teilhaftig – Weinstock und Reben sind eins. Das möge Gott uns in Gnaden geben. Amen!

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