Wie sollen wir uns Gott nahen?


Wer ist unter euch, der den Herrn fürchtet, der der Stimme seines Knechts gehorcht, der im Finstern wandelt und dem kein Licht scheint? Der hoffe auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott!“ (Jesaja 50, 10.) Viele bekennen sich dazu, Söhne und Töchter Gottes zu sein, wandeln aber in der Finsternis des Unglaubens. Sie sagen: „Ich habe kein Licht. Ich weiß nicht, ob Gott mich annimmt.” Über Jahre hinweg haben sie einen Namen gehabt, und sie sollten in ihrer Erfahrung und in der Erkenntnis Gottes und unseres Heilandes Jesu Christi weit fortgeschritten sein. Sie sollten in der Lage sein, ein klares und deutliches Zeugnis darüber abzulegen, dass sie durch den Glauben an Christus gerechtfertigt worden sind. Kein Mensch hat die Macht, sich selbst selig zu machen. Wenn jemand im Schatten des Unglaubens wandelt, muss er von sich selbst weg auf Jesus schauen und auf den Namen vertrauen, der höher ist als jeder andere Name.

Wenn wir den Versuchungen Satans nachgeben und in der Finsternis wandeln, dann sagen wir damit der Welt, dass Christus für uns als Heiland nicht ausreicht; wir sagen, dass die Legionen von bösen Engeln, die das Kreuz in der Stunde seiner schlimmsten Todesqual umringten, sich als zu stark für ihn erwiesen haben. Trüben Gedanken nachzuhängen und über Zweifel nachzugrübeln, stumpft die menschlichen Sinne so lange ab, bis sie nicht mehr die Kraft besitzen, zu erkennen, dass der Heiland treu ist und denen, die auf ihn vertrauen, im Kampf mit den Mächten der Finsternis den vollständigen Sieg verschaffen wird.

Satan beanspruchte den Menschen als sein rechtmäßiges Eigentum; aber der Heiland wurde zum Pfand und bezahlte mit seinem eigenen kostbaren Blut die Strafe für die Übertretung des Menschen. Den großen Gegenstand der Erlösung können wir nur verstehen, wenn wir das Fleisch des Sohnes Gottes essen und sein Blut trinken. Nur wenn wir Teilhaber der göttlichen Natur sind, können wir den großen Erlösungsplan begreifen. Aber leider ist es offensichtlich, dass die höheren Wahrheiten im Wort Gottes vom Großteil derer, die sich zur Nachfolge Christi bekennen, nicht verstanden werden. Nicht der Glaube an eine Theorie der Versöhnung wird die Seele retten, sondern der Glaube daran, dass Christus für unsere Übertretungen gestorben ist, macht das Herz empfänglich und demütig. Wenn wir glauben, dass Christus unser persönlicher Heiland ist, erkennen wir, dass seine Liebe eine bezwingende Macht über uns hat. Wenn wir den sterbenden Erlöser betrachten, dann können wir sagen: „Auf ihn vertraue ich; er ist meine Heiligung und meine Gerechtigkeit.”

Wir sollen nicht im Licht unseres eigenen Feuers wandeln; wenn wir das tun, werden wir in Finsternis darniederliegen. Wenn wir von uns selbst weg auf Jesus schauen, beständig in ihm bleiben und freudig und bereitwillig zu Tätern seines Wortes werden, dann werden wir im Licht wandeln, wie er im Licht ist. Wenn wir aber nicht tun, was in seinen Augen wohlgefällig ist, können wir auch nicht erwarten, dass uns der Leben spendende Einfluss des Heiligen Geistes erfreut, und wir können nicht mit Gewissheit sagen: „Christus ist allezeit meine Stärke und mein Teil.”

Sind unter den Lesern einige, auf die diese Worte zutreffen? Ist da jemand, „der den Herrn fürchtet, der der Stimme seines Knechts gehorcht, der im Finstern wandelt und dem kein Licht scheint?” An euch sind die Worte gerichtet: „Der hoffe auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott!” Ich hoffe, es gibt niemanden, der nicht bereit ist, sich auf den festen Standpunkt des Glaubens an Gott aufhelfen zu lassen. Ich habe Menschen kennen gelernt, die es scheinbar für eine Tugend hielten, zu trauern und sich über ihre Finsternis und ihr geistliches Elend zu beklagen. Ach, dass Gott sie doch erleuchten möchte, damit sie erkennen, welch belebende Kraft der Glaube an einen sterbenden Erlöser für das Leben eines Christen ist! Der zerschlagene Leib und das vergossene Blut dessen, der auf Golgatha starb, hilft dem, der seinen hoffnungslosen Zustand erkennt. Oh, möchten doch diejenigen, die in Finsternis sind, die Liebe, die Langmut, die Güte unseres himmlischen Vaters erkennen! Ich möchte diese kostbaren Verheißungen wiederholen, die voller Trost, Licht und Hoffnung sind.

Jesus ist die einzige Hoffnung der Seele. Durch den Glauben kann jede Seele mit dem Psalmisten sagen: „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.” (Psalm 73, 25.) Sobald der Sünder Christus im Glauben ergreift, liegen seine Sünden nicht länger auf ihm. Christus steht an des Sünders Stelle und erklärt: „Ich habe seine Schuld getragen, ich bin für seine Übertretungen geschlagen worden, ich habe seine Sünden auf mich genommen und ihn mit meiner Gerechtigkeit bekleidet.” In Christus steht der Sünder schuldlos vor dem Gesetz. Aber wie nichtig ist die Hoffnung, in den Himmel einzugehen, wenn wir in der Gegenwart keinen Glauben an Christus, keine Freude an geistlichen Dingen und keine Vorfreude auf die Freuden des Himmels verspüren. Das Kind Gottes findet seinen Trost und Frieden in Christus. Es erfreut sich daran, über die Heiligkeit seines zukünftigen, ewig währenden Heims nachzusinnen. Der Herr gebietet uns: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.” (1. Petrus 1, 16.) Das ständige Bestreben eines Christen sollte es sein, in vollkommene Übereinstimmung mit dem Leben Christi zu gelangen. Wir müssen unseren Blick von der Finsternis abwenden und zum Licht hinwenden. Beschuldigt Gott nicht durch eure Einstellung oder euren Unglauben der Voreingenommenheit oder der Treulosigkeit. Euer Zweifel wirft einen Schatten auf die Wahrheit seiner Verheißungen. Wenn ihr in lebendigem Glauben zu Jesus kommt und Täter seines Wortes werdet, werdet ihr schmecken und sehen, dass der Herr gut ist. Ihr werdet allen sagen: „Durch seine Wunden sind wir geheilt.” (Jesaja 53, 5.) Ihr werdet an Jesus denken und von Jesus reden als jemandem, der willens und fähig ist, bis zum Äußersten jeden zu retten, der durch ihn zu Gott kommt. Wenn ihr in Christus als euren Heiland glaubt, wird sein vollkommener Gehorsam auf eurer Habenseite gutgeschrieben. Ihr werdet begnadigt, wenn ihr auf Jesus als euren Bürgen und Stellvertreter schaut. Gott hat uns verheißen: „Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.” (1. Johannes 1, 9.)

Wenn ihr nicht zu Jesus kommt, weil ihr sündig seid, werdet ihr immer sündig bleiben und in Sünden sterben. Ihr könnt seine reinigende Macht nicht spüren, wenn ihr euch nicht in bedingungslosem Glauben auf ihn verlasst. Ihr selbst könnt nichts tun, um auch nur einen einzigen Flecken der Sünde von euch abzuwaschen. Allein Jesus kann euch rein machen. Willst du zu Christus kommen und geheilt werden, oder bleibst du ihm lieber im Unglauben fern und klagst über deinen elenden Zustand? Schau und lebe! Durch Betrachten werden wir in sein Ebenbild verwandelt. Wenn ihr auf die Finsternis schaut und von Finsternis redet, dann sät ihr die Saat des Bösen. Worte der Entmutigung und des Klagens sind wie Unkraut, das jemand auf dem Feld sät. Sie fallen ins Gemüt anderer, gehen auf und tragen Frucht nach ihrer Art; durch eure Äußerungen des Unglaubens können Seelen verloren gehen. Wenn die Zeit der Anfechtung für euch schon lange vorbei ist, werden die Worte, die ihr schon vergessen habt, in der Erinnerung anderer weiterleben, und wenn die Versuchung über diese kommt, wird sich die Frucht dieser Saat zeigen.

Für uns ist ein unendliches Opfer gebracht und ein hoher Preis gezahlt worden. Lasst uns zeigen, dass wir das große Geschenk zu schätzen wissen, das uns durch die Verdienste dessen zuteil geworden ist, der sein Blut für uns am Kreuz auf Golgatha vergossen hat. Wir sollten es dem Herrn erlauben, all das für die Heiligung der Seele zu tun, was seine Liebe möglich gemacht hat. Wir sollten an die Worte des Apostels denken: „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe.” (1. Korinther 6, 19. 20.) Der Preis ist für uns bezahlt worden, selbst wenn wir verloren gehen. Wir mögen die Seele durch die Sünde herabwürdigen und den Leib zum Sklaven der Sinneslust machen – unsere Seele und unser Leib gehören trotzdem Gott. Warum sollten wir Gott nicht sein Eigentum zurückgeben? Warum sollten wir ihn nicht mit ungeteilter Zuneigung lieben und uns mit seiner Erlösung bekleiden lassen? Warum sollten wir unsere Zunge nicht lehren, Gott zu preisen, und unsere Seele, ihm ein Loblied zu singen?

Wir behaupten, dass wir zum Volk Gottes gehören – warum verkünden wir nicht das Lob dessen, der uns aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat? Lasst durch keinen Gedanken, keinem Wort und keiner Handlung einen Schatten auf Gott fallen. Sprecht von seiner Güte und singt von seiner unvergleichlichen Liebe! Lasst Satan niemals ein Wort des Misstrauens aus eurem Munde hören. Sagt niemals vor ihm: „Meine Sünden sind so groß, dass der Herr mir nicht vergeben kann.” Satan freut sich, wenn diejenigen, für die Christus gestorben ist, die Segnungen der göttlichen Gnade anzweifeln und so Zeugnis ablegen, dass sie nicht an die Wirksamkeit des unendlich großen Opfers auf Golgatha glauben. Gefällt es Gott und wird er dadurch geehrt, und ihr unter einer Wolke lebt, die euch seine reichen Verheißungen nicht zu eigen machen lässt und ihr in eurer Verzweiflung sagt, dass für euren Fall kein ausreichendes Opfer gebracht worden ist? Wie schrecklich ist es, vor der Welt solch ein Zeugnis abzulegen! Fort mit eurem Unglauben! Fangt an, auf der Seite des Glaubens zu wirken!

Anstatt auf Gott zu vertrauen und in ihm Ruhe zu finden, vertrauen viele auf sich selbst. Sie machen ihre Gefühle zu ihrem Maßstab. Wenn ihre Empfindungen angeregt sind, fühlen sie sich wohl und setzen ihre Hoffnung auf impulsive Reize. Wenn ihre Gefühle sich aber ändern, werden sie betrübt. Ihr Gefühl ist ihr Gott, aber es wird niemals zu ihrer Heiligung beitragen, denn auf diese Weise bezeugen sie, dass sie für ihre Annahme und Seligkeit auf ihre Werke vertrauen. Wenn diejenigen, die in Finsternis wandeln, Christus als ihren Heiland annehmen, werden sie in einem neuen Leben Ruhe und Frieden finden. Christus nimmt den Platz des eigenen Ich’s ein. Wer auf den Heiland vertraut, sucht nicht länger Halt bei sich selbst. Jesus ist alles, an dem er hängt. Mit Herz und Seele kann er sagen: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben.” (Galater 2, 20.)

Jeden Tag müssen wir Kraft von Jesus beziehen, bis wir ganz wie er geworden sind. Durch seine Gnade können wir sagen: „Wir haben den Herrn gefürchtet, wir haben der Stimme seiner Diener gehorcht, Wir haben auf den Namen des Herrn vertraut, und auf unseren Gott geharrt; wir vertrauen nicht auf unsere eigene Gerechtigkeit, wir rühmen uns nicht mit unserer Heiligkeit, sondern wir vertrauen auf das Verdienst Christi. Wir nehmen im Glauben das Gewand der Gerechtigkeit Christi an und sind eins mit Christus. Wir sind gerecht, weil er gerecht ist. Wir legen dem Vater die Verdienste des Blutes eines gekreuzigten und auferstandenen Heilands vor.”

Viele sagen: „Ich bin schwach, unwissend und sündig. Ich muss mich ändern, bevor ich zu Jesus kommen kann.” Diesen möchte ich sagen: Besprecht euch nicht einen Augenblick lang mit dem Feind, sondern kommt; denn der Geist des Herrn zieht euch. Der Heiland hat gesagt: „Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.” (Johannes 12, 32.) Christus zieht die Seelen der Menschen zu sich, und obwohl viele Menschen dies ablehnen und sich dem widersetzen mögen, umwirbt er sie doch weiter mit seinem sanften Geist; und manche erwidern seine Liebe. Ihr mögt euch in Unwissenheit befinden, aber Christus lädt euch ein, eure Unwissenheit mit seiner Weisheit zu verbinden, eure Schwachheit mit seiner Stärke, eure Gebrechlichkeit mit seiner überdauernden Macht. Ihr müsst gerade so zu Jesus kommen, wie ihr seid; seine Gnade wird eure Charakterfehler beseitigen. Ohne seine göttliche Gnade könnt ihr niemals das Werk der Herzensreinigung vollbringen. Dennoch müsst ihr mehrere Schritte unternehmen, damit ihr das himmlische Geschenk annehmen könnt, denn ihr sollt mit Furcht und Zittern schaffen, dass ihr selig werdet, während Gott in euch das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen wirkt.

Gott arbeitet im Erlösungswerk mit dem Menschen zusammen, aber er kann nichts tun, solange der Mensch nicht bereit ist, ein Mitarbeiter des Himmels zu werden. Wir müssen unseren Willen auf die Seite des Willens Gottes bringen, aber nur in der Kraft, die Christus verleiht, in der Gnade, die er schenkt, wird die Seele gestärkt und gereinigt. Wenn du eifersüchtig warst, wenn du gegenüber denen, die dir Unrecht getan haben, Bosheit in deinem Herzen gehegt hast, dann tu es beiseite, oder du kannst nicht mit reinem Verlangen zu Gott kommen und deine Hände heilig und frei von Zorn und Zweifel erheben. Die Sünde hat dir den Weg versperrt; dein eigener verkehrter Wille hat dich von der Gunst Gottes ferngehalten.

Wir sollten uns bemühen, unsere Fehler zu erkennen. Trägheit, Neid, üble Nachrede, Eifersucht, Stolz und Selbstsucht dürfen uns nicht weiter beherrschen. Das Gewissen muss vollkommen geweckt werden, damit wir entschiedene Anstrengungen unternehmen, den Weg des Königs freizuräumen. Wir dürfen andern kein Stein des Anstoßes sein und so das Werk Gottes behindern.

Der Heiland hat gesagt: „Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder und dann komm und opfere deine Gabe.” (Matthäus 5, 23. 24.) Es gibt viele, die dieser Anweisung nicht folgen; darum werden auch ihre Gebete nicht erhört. Sie bitten den Herrn um etwas, wozu sie selbst andern gegenüber nicht bereit sind. Sie bitten Gott um Vergebung und verweigern dann die Vergebung demjenigen, der sich an ihnen versündigt hat. Sie befinden sich im Widerstreit mit Gott. Wir müssen in unserem Herzen einen vergebenden Geist beherbergen; andernfalls können wir nicht erwarten, dass unser himmlischer Vater uns unsere Verfehlungen vergibt.

Jesus sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.” (Matthäus 11, 28-30.) Meine Geschwister, Jesus sagt: „Kommt zu mir.” Er sagt nicht: „Geht zu euren Geschwistern und legt eure Last ihnen auf.” Befolgt ihr die Anweisungen des Herrn? Kommt ihr mit eurer Sorgenlast zu dem Träger aller Lasten? Legt ihr sie zu seinen Füßen nieder und nehmt sein Joch auf euch und tragt seine Last? Wie passt seine gnadenreiche Verheißung von der „Ruhe für eure Seelen” zu euren Klagen? Eure Erfahrung des Zweifels und des Elends stimmt nicht im Geringsten mit seiner kostbaren Verheißung von Ruhe überein. Hat Jesus einen Fehler gemacht,. als er uns die so segensreiche Zusicherung gab, uns Ruhe zu schenken, wenn wir mit unseren Lasten zu ihm kommen? Die Ruhe, die er uns verheißt, finden wir, indem wir von ihm, der sanftmütig und von Herzen demütig ist, lernen, indem wir sein Joch auf uns nehmen und seine Last tragen.

Viele werden ungeduldig, wenn sie nicht sofort von Gott einen besonderen Beweis für die Erhörung ihrer Gebete bekommen. Sie würden dankbar sein, wenn all ihre Erwartungen sofort erfüllt würden, aber sie sind unzufrieden und beginnen zu murren, wenn sie warten und auf Gott vertrauen müssen. Unser Herr Jesus ist der große Lehrer, und es entspricht seiner Vorsehung, uns Lektionen in geduldigem Glauben zu erteilen. Er möchte uns nicht so verwöhnen, wie manche Eltern es mit ihren verzogenen Kindern tun. Die Verheißungen Gottes sind gewiss, und sie spielen bei unserer geistlichen Ausbildung eine wichtige Rolle; wenn sich aber die Verheißung genau so erfüllen würde, wie wir es uns vorgestellt haben, würde dies zu unserem Verderben beitragen. Eine Verheißung, dessen sofortige Erfüllung uns schaden würde, harrt der Erfüllung, bis wir noch etwas in Zucht genommen worden sind, damit wir den Segen zu schätzen wissen, wenn es Gott gefällt, ihn uns zu gewähren. Besondere Gnadenbeweise werden oft eine Zeit lang zurückgehalten, damit wir noch ernster vor dem Thron der Gnade flehen. Wir müssen auf Gott harren und dürfen die Zeit nicht gemäß unserer begrenzten Vorstellung messen. Unser Temperament darf uns nicht beherrschen, sondern wir müssen im Herrn ruhen und geduldig auf ihn warten. Unser Sonnenlicht darf sich nicht in Finsternis verwandeln und unser Glaube nicht in Misstrauen. Der Psalmist sagt: „Habe deine Lust am Herrn; der wird dir geben, was dein Herz wünscht.” (Psalm 37, 4.) Lasst eure Hoffnung nicht schwach werden; glaubt nur, dass Gott treu ist. „Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig” (Jakobus 5, 7) – sollten wir nicht die Geduld und den Glauben besitzen, welche die Prüfung überstehen, und auf die Erntezeit der Verheißungen Gottes harren?

Es ist nicht das Beste vorzuschreiben, in welcher Weise Gott wirken soll, um eure Wünsche zu erfüllen. Eure Wege und Pläne mögen nicht Gottes Wege oder Pläne sein. Die Verheißung, die ihr für eure Bedürfnisse für geeignet gehalten habt, wird sich in unvorhergesehenen Segnungen erfüllen, die größer sein werden, als ihr es erbeten oder erwartet habt. Denkt daran, dass ihr nicht zweifeln dürft, bloß weil ihr nicht genau das bekommt, worum ihr gebeten habt. Paulus bat, dass der schmerzhafte Stachel aus seinem Fleisch fortgenommen würde, aber der Herr gab ihm etwas Wertvolleres: die Gnade, diesen Stachel geduldig zu ertragen. Die Stärke Jesu wurde in seiner Schwachheit mächtig, und durch Christus war Paulus in der Lage, an seinem Leib das Sterben des Herrn Jesus zu tragen. Jesus betete, dass, wenn es möglich wäre, der bittere Kelch an ihm vorübergehen möchte, aber er wurde nicht der Verpflichtung enthoben, ihn bis zur bitteren Neige zu trinken. Jesus sagte: „Nicht wie ich will, sondern wie du willst.” (Matthäus 26, 39.) Da wir nun dieses kostbare Beispiel vor Augen haben, lasst uns auf den Namen unseres Herrn vertrauen und auf unseren Gott harren.

Wir verherrlichen Gott nicht, wenn wir in Trauer und Trübsinnigkeit wandeln und klagen, dass wir kein Licht besitzen. „So spricht der Herr: Ich habe dich erhört zur Zeit der Gnade und habe dir am Tage des Heils geholfen und habe dich behütet und zum Bund für das Volk bestellt, dass du das Land aufrichtest und das verwüstete Erbe zuteilst, zu sagen den Gefangenen: Geht heraus! und zu denen in der Finsternis: Kommt hervor! Am Wege werden sie weiden und auf allen kahlen Höhen ihre Weide haben. Sie werden weder hungern noch dürsten, sie wird weder Hitze noch Sonne stechen; denn ihr Erbarmer wird sie führen und sie an die Wasserquellen leiten.” (Jesaja 49, 8-10.)

Warum zweifeln wir mit so segensreichen Verheißungen wie dieser noch an Gott? Warum bringen wir Unehre über seinen heiligen Namen? Warum bringen wir Schande und Finsternis über unsere eigene Seele? Ich wiederhole die Worte des Propheten, die er zum Trost und zur Leitung derer sprach, die in Zweifel und Trauer niedergebeugt waren: „Wer ist unter euch, der den Herrn fürchtet, der der Stimme seines Knechts gehorcht, der im Finstern wandelt und dem kein Licht scheint? Der hoffe auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott!” (Jesaja 50, 10). – The Present Truth, 30. Januar 1890.