Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung

"Weiter, liebe Brüder, bitten wir euch und ermahnen in dem Herrn Jesus (nachdem ihr von uns empfangen habt, wie ihr solltet wandeln und Gott gefallen), dass ihr immer völliger werdet. Denn ihr wisset, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, und dass ihr meidet die Hurerei und ein jeglicher unter euch wisse sein Gefäß zu behalten in Heiligung und Ehren, nicht in der Brunst der Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen; und dass niemand zu weit greife und übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der Herr ist der Rächer über das alles, wie wir euch zuvor gesagt und bezeugt haben. Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinigkeit, sondern zur Heiligung.“ (1. Thessalonicher 4, 1-7.)

Der Apostel mahnt uns hier, so zu wandeln, dass wir Gott gefallen und er mit uns zufrieden sein kann. Das gehört durchaus zu einem wahren, lebendigen Christentum. Wie Gott einst bei mehreren Gelegenheiten von unserem Heiland sprach: „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe“ (Matthäus 3, 17; vgl. auch Matthäus 17, 5), so sollen auch wir danach ringen und trachten, dass wir ihm wohlgefällig werden.

Das allein ist ein rechtes Kind, dem viel daran liegt, dass seine Eltern mit ihm zufrieden sind, und das darum nun auch gehorsam, fleißig, bescheiden und dienstwillig ist, damit die Eltern an ihm ihre Freude und ihr Wohlgefallen haben. Nur dann sind wir rechte Kinder Gottes, wenn wir so wandeln, dass Gott mit uns zufrieden sein kann und sein Wohlgefallen auf uns ruht. Es ist ein Zeichen christlicher Vollkommenheit, wenn ein Mensch so weit gekommen und gefördert ist, dass er anfängt, durch seinen Wandel um das Wohlgefallen Gottes zu werben. Denn das ist ein Beweis dafür, dass Gott ihm ein lebendiger, persönlicher Gott geworden ist, den er sucht, weil er ihn kennt, und dem er dient, weil er ihn liebt und an ihn glaubt.

Was aber Gott dem Herrn an unserem Wandel gefällt, ist allein in seinem Wort – in der Heiligen Schrift – verankert. Nur dann kann Gott Wohlgefallen an unserem Wandel haben, wenn wir uns genau nach seinem Wort richten und nicht nach unseren Gedanken und unserem Willen. Davon schreibt auch der Apostel Paulus in unseren Eingangsversen. Er sagt: „Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung.“

Wir wollen betrachten:
1)    was wir unter der Heiligung zu verstehen haben,
2)    was uns zur Heiligung bewegen soll.

Lasst uns zuvor ein kurzes Gebet sprechen:
"Herr Jesus Christus! Wir gedenken in dieser schnelllebigen Zeit deiner bitteren Leiden und Deines schmachvollen Todes, durch den du uns Gnade und Heil erworben hast. O Herr, wie hast du für unsere Sünden so schwer leiden und büßen müssen, und wie leicht nehmen wir es mit der Sünde! Erbarme dich unser, heile uns von unseren Sünden, reinige uns mit deinem Blut von allen Missetaten und hilf uns, dass wir deine Gnade nicht mutwillig missbrauchen, sondern mit allem Ernst der Heiligung nachjagen, auf dass wir uns an deinem Blut nicht versündigen. Segne dazu Dein Wort an unseren Herzen; lass es an uns das ausrichten, wozu es uns gegeben ist: dass wir, von den Banden der Sünde errettet, dir dienen, dir unser Leben heiligen und einst ewig selig werden." Amen.

Unter Heiligung verstehen wir das ernstliche Kämpfen gegen die Sünde und das Trachten nach dem, was gut, was heilig, was Gott wohlgefällig ist. Denn Gott, der uns geschaffen hat, sagt: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr euer Gott.“ (2. Mose 19, 2.) Der allein führt ein Leben in der Heiligung, der mit allem Ernst darauf ausgeht, sein Herz und Leben nach Gottes Bild zu erneuern. Von Natur sind wir nicht heilig, sondern durch und durch unheilig, voll Bosheit und Ungerechtigkeit. Die Sünde wohnt in uns, die Sünde herrscht über uns, und die Sünde ist die Quelle all des unaussprechlichen Elends und Verderbens, unter dem wir seufzen.

Solange ein Mensch der Sünde dient, geht er unrettbar seinem Verderben entgegen. Solange die Sünde in einem Hause oder in einer Familie das Regiment führt, geht es immer weiter abwärts, bis das Haus zuletzt einen tiefen Fall tut. Wenn die Sünde schon hier der Leute Verderben ist, so muss sie jeden, der in der Sünde bleibt und verharrt, unfehlbar ins ewige Verderben stürzen.

Darum mahnt uns der Apostel zur Heiligung, dass wir mit der Sünde brechen und ein Leben in Gott und mit Gott führen. Freilich, auch davon gilt das Wort: „Mit unserer Macht ist nichts getan.“ Aber was uns in eigener Kraft nicht möglich ist, das wird uns durch unseren Herrn Jesus Christus möglich werden, der durch seinen heiligen Geist in uns Schwachen stark und mächtig sein will. Christus hat ein neues, heiliges, göttliches Leben in die Welt gebracht. Er ist uns nicht nur zur Erlösung, sondern auch zur Heiligung gemacht. Wer an ihn glaubt, der hat durch ihn nicht nur Vergebung der Sünden, Frieden mit Gott und die Hoffnung des ewigen Lebens, sondern der bekommt auch durch ihn die Kraft, gegen die Sünde zu kämpfen und der Heiligung nachzujagen. Ja, dahin muss es mit einem rechten Christen kommen, dass er mit Paulus sprechen kann: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat, und sich selbst für mich dargegeben.“ (Galater 2, 20.) Die Heiligung geht vom Herzen aus. Wie das Herz des Menschen ist, so ist auch sein Leben. Aus dem natürlichen Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsches Zeugnis und Lästerung. Aus einem Herzen, in dem Christus wohnt und regiert, müssen aber heilige Gedanken, heilige Worte und heilige Werke kommen.

Von Heiligung kann bei uns nur dann die Rede sein, wenn wir fest entschlossen sind, der Sünde abzusagen und in der Kraft des heiligen Geistes ein neues, Gott wohlgefälliges Leben zu führen.
„Man kann sich unmöglich des Segens der Heiligung erfreuen, solange man selbstsüchtig und unmäßig ist. Viele seufzen unter einer Last von Schwächen infolge böser Angewohnheiten im Essen und Trinken, die den Gesetzen des Lebens und der Gesundheit Gewalt antun. Als Paulus schrieb: ‚Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch‘ (1. Thessalonicher 5, 23), ermahnte er seine Brüder nicht etwa, nach einer unerreichbaren Vollkommenheit zu streben; er betete auch nicht, dass ihnen ein Segen zuteil werde, den Gott ihnen nicht zugedacht hatte. Er wusste, dass alle, die dem Herrn in Frieden begegnen wollen, einen reinen und heiligen Charakter haben müssen. Diese Worte enthalten auch jetzt noch eine Lehre für das Volk Gottes. Indem der Apostel seine Brüder ermahnt, ihre Leiber als ‚Opfer, das da lebendig, heilig und wohlgefällig sei‘ (Römer 12, 1) darzubieten, so legt er die Grundsätze wahrer Heiligung an den Tag. Es ist kein bloßer Lehrsatz, keine Gefühlsbewegung oder leerer Wortschwall, sondern ein lebendiger, schaffender Grundsatz, der im alltäglichen Leben angewendet werden muss.“ – Das geheiligte Leben, S. 18. 19.

Die Heiligung ist nicht mit einem Mal abgeschlossen. Im Christentum gibt es keinen Stillstand, sondern ein stetes Wachsen und Fortschreiten. „Heiligung ist ein tägliches Werk. Man sollte sich nicht mit der Vorspiegelung täuschen, dass uns Gott verzeihen und segnen wird, während wir irgendeine seiner Forderungen missachten. Vorsätzliches Sündigen bringt den heiligen Geist, unseren Zeugen, zum Schweigen und trennt die Seele von Gott. So herrlich unsere Gefühle sein mögen, so kann doch Jesus nicht in einem Herzen wohnen, welches das göttliche Gesetz missachtet. Gott wird nur diejenigen ehren, die ihn ehren.“ – Das geheiligte Leben, S. 59.

Darum mahnt und bittet der Apostel, dass wir immer vollkommener werden, wie er auch im Brief an die Philipper von sich selbst sagt: „Nicht dass ich es ergriffen habe oder vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich es ergreifen möchte, nachdem ich von Christo ergriffen bin.“ (Philipper 3, 12.) Demnach sollen wir uns prüfen, ob wir auf dem rechten Wege sind, auf dem Wege der Heiligung, ohne welche niemand Gott sehen wird.

„Das tägliche Gebet ist so nötig zum Wachstum in der Gnade und sogar zum geistlichen Leben selbst, wie die natürliche Nahrung zum körperlichen Gedeihen. Wir sollten uns angewöhnen, unsere Gedanken oft zu Gott im Gebet zu erheben. Wenn unsere Gedanken umherwandern, müssen wir sie zurückbringen. Und wenn wir uns beständig hierin üben, wird es uns auch leicht fallen. Wir können uns keinen Augenblick von Christus trennen, ohne unsere Sicherheit zu gefährden. Wir können uns seiner Gegenwart bei jedem Schritt versichern, aber nur dann, wenn wir die Bedingungen beachten, die er selbst festgelegt hat.“ – Das geheiligte Leben, S. 59.

Wir wollen nun betrachten, was uns zur Heiligung bewegen soll. Paulus sagt es uns kurz mit den Worten: „Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung.“ Also: Gott will, dass wir der Heiligung nachjagen. Dass er das will, das sagt er uns beständig in seinem Wort und in unserem Gewissen. Das sagt er uns in jeder Predigt, die wir hören. Das sagt er uns auch in jedem Lied unseres Gesangbuches. Unsere Heiligung ist Gottes eigener Wille. Ich denke, das müsste uns schon Ansporn genug sein, mit allem Ernst gegen die Sünde zu kämpfen und seinen Willen zu tun. Wie weit kommt wohl der Mensch, der dem Willen Gottes nicht gehorsam ist? Was kann der Mensch, der Wurm, gegen ihn, den Herrn aller Herren, den allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde, ausrichten? Er trägt uns lange Zeit mit großer Geduld und Langmut; er lässt uns Zeit zur Besinnung, zur Buße, dass wir in uns gehen und von dem Wege des Ungehorsams umkehren. Aber er ist auch ein starker, ein eifriger Gott, der sich nicht verspotten lässt – der nicht nur droht zu strafen, sondern auch straft und richtet, und zwar so streng und so hart, wie kein menschliches Gericht strafen und richten kann. Darum fürchtet doch Gott und haltet seine Gebote, denn das ist der Wille Gottes: eure Heiligung.

Zur Heiligung soll uns ebenso die große Liebe unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus bewegen, der alles, was er hatte, ja sogar sein Leben für unsere Rettung und Erlösung hingegeben hat. Darin liegt all unser Trost, all unsere Hoffnung, dass er uns von unseren Sünden erlösen will. Lasst uns stets daran denken wie viel es ihn gekostet hat, uns diese Erlösung zu ermöglichen. Ihr seid nicht erkauft mit Gold oder Silber, sondern mit dem teuren Blute Christi, als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. Sein heiliges, unschuldiges Blut hat er zu unserer Erlösung vergossen. Unsägliche Marter und Pein hat er um unserer Sünden willen erduldet. Er ist dabei der Allerverachtetste und Unwerteste geworden: Schmach und Spott hat er getragen, Geißelhiebe hat er ertragen, und Wunden hat er sich schlagen lassen ohne Zahl, den Fluch der Verdammnis und Gottesverlassenheit hat er schmecken müssen, um uns Gott wohlgefällig zu machen. Darum sollen wir ihn nun nicht mehr aufs Neue kreuzigen mit unseren Sünden und Missetaten. Dann nämlich würden wir sein Blut mit Füßen treten und würden sein Blut unrein achten, durch welches wir erlöst und geheiligt sind.

Es steht zum Trost für alle geängsteten, bußfertigen Seelen geschrieben: „Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde.“ (1. Johannes 1, 7.) Aber es steht auch zur Warnung für alle unbußfertigen Seelen geschrieben: „So wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir fürder kein anderes Opfer mehr für die Sünden, sondern ein schreckliches Warten des Gerichts und des Feuereifers, der die Widersacher verzehren wird. Wenn jemand das Gesetz Moses bricht, der muss sterben ohne Barmherzigkeit durch zwei oder drei Zeugen. Wie viel, meint ihr, ärgere Strafe wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Testaments unrein achtet, durch welches er geheiligt ist, und den Geist der Gnade schmäht?“ (Hebräer 10, 26-29.)

Wie ernst es ist, dass wir der Heiligung nachjagen, das sehen wir aus den eindringlichen Worten des Apostels in unserem Eingangstext. Er sagt: „Weiter, liebe Brüder, bitten wir euch und ermahnen in dem Herrn Jesus (nach dem ihr von uns empfangen habt, wie ihr solltet wandeln und Gott gefallen), dass ihr immer völliger werdet. Denn ihr wisset, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung… (1.Thessalonicher 4, 1-3.) Er bittet uns also, ja er ermahnt uns im Namen des Herrn Jesu, in dem teuersten und heiligsten Namen, den es für uns gibt, dass wir doch ja auf seine Worte achten sollen, dass wir sie nicht überhören, dass wir sie nicht vergessen, sondern dass wir nun danach wandeln und tun.

Nun, liebe Geschwister, die Bitte und Ermahnung des Apostels ist auch einem jeden von uns im Namen des Herrn Jesu vorgetragen und ans Herz gelegt. So wollen wir nicht vergessliche Hörer, sondern Täter des Wortes sein und in der Heiligung wandeln, damit Gottes Augen mit Wohlgefallen auf uns ruhen können. Amen.


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