Gerechtigkeit durch den Glauben - Teil 6

Heiligung

"Nicht einer von hundert versteht, was dieses Thema [der Rechtfertigung durch den Glauben] für ihn persönlich bedeutet, obwohl es von solcher Bedeutung für unser zeitliches wie ewiges Wohlergehen ist.“ – The Review and Herald, 3. September 1889.

Der Begriff „Heiligung“ ist nicht einfach ein gelungener Ausdruck, sondern eine persönliche Verbindung mit Gott und der Ausdruck einer fortgesetzten Heiligung durch den Glauben. Das griechische Wort „hagiazo“, das für gewöhnlich mit „heiligen“ übersetzt wird, bedeutet genauer eigentlich „etwas Gott widmen/weihen“ oder auch „reinigen“.

Der Prophet Jesaja erwähnte dieses wichtige geistliche Verständnis: „Und es wird daselbst eine Bahn sein und ein Weg, welcher der heilige Weg heißen wird, dass kein Unreiner darauf gehen darf; und derselbe wird für sie sein, dass man darauf gehe, dass auch die Toren nicht irren mögen.“ (Jesaja 35, 8.)

Auch der Apostel Paulus bezieht sich auf dasselbe Prinzip: „Nun ihr aber seid von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden, habt ihr eure Frucht, dass ihr heilig werdet, das Ende aber ist das ewige Leben.“ (Römer 6, 22.)

Wir können also nur zu folgendem Schluss kommen: „Dieweil wir nun solche Verheißungen haben, meine Liebsten, so lasset uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und fortfahren mit der Heiligung in der Furcht Gottes.“ (2. Korinther 7, 1.)

Ein geheiligter Mensch hat sich Gott verpflichtet und bleibt dieser Verpflichtung treu. Heiligung ist darum der Prozess, in dessen Verlauf jemand in das Ebenbild Christi verwandelt wird; sie umfasst unser ganzes Leben. Es handelt sich um ein fortschreitendes Werk Gottes zusammen mit dem Menschen, das uns immer mehr von der Sünde befreit und uns Christus in unserem täglichen Leben immer ähnlicher werden lässt.
Biblische Heiligung beinhaltet normalerweise auch die Zustimmung des Sünders zu Gottes Stimme, die durch den Heiligen Geist zu ihm spricht, und darüber hinaus die Annahme Christi als persönlichen Heiland. Hebräer 10, 10 erklärt uns: „In diesem Willen sind wir geheiligt auf einmal durch das Opfer des Leibes Jesu Christi.“ Jeder, der sein Leben feierlich Gott übergeben hat, ist im biblischen Sinne ein Heiliger. Heutzutage würden wir so jemanden einen Christen nennen. Heiligung bedeutet hier, dass ein Sünder sich Gott zuwendet und seinen Plan und Willen für sein Leben freudig annimmt. Er wird zu einem gehorsamen Kind Gottes.

Mittels der Rechtfertigung durch den Glauben gelangt ein Mensch in eine Leben spendende Verbindung mit Gott und empfängt den Heiligen Geist, damit er in der Gnade und im Sieg über die Sünde wachsen kann. Der Aufruf an uns lautet: „Ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit.“ (Epheser 4, 24.) „Dass eure Herzen gestärkt werden und unsträflich seien in der Heiligkeit vor Gott und unserm Vater auf die Zukunft unsers Herrn Jesu Christi samt allen seinen Heiligen.“ „Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung… Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinigkeit, sondern zur Heiligung.“ (1. Thessalonicher 3, 13; 4, 3. 7.) Das Gebet des Apostels lautet: „Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch, und euer Geist ganz samt Seele und Leib müsse bewahrt werden unsträflich auf die Zukunft unsers Herrn Jesu Christi.“ (1. Thessalonicher 5, 23.)

Aspekte der Heiligung

Um den Prozess der Heiligung zu vereinfachen, können wir die Heiligung wie folgt zusammenfassen:

1. Gewohnheitsmäßige Gemeinschaft mit Gott:
„Heiligung bedeutet gewohnheitsmäßige Gemeinschaft mit Gott“ – The Review and Herald, 15. März 1906.

2. Beständiger Fortschritt und Verbesserung:
„Niemand darf glauben, die Bekehrung sei der Anfang und zugleich das Ende des christlichen Lebens. Das Christentum ist eine Wissenschaft, die es zu beherrschen gilt. Es muss ein Wachstum in der Gnade stattfinden, das heißt, ein beständiger Fortschritt, eine beständige Verbesserung.“ – Christian Education, S. 122.

3. Vollständige Hingabe an Christus:
„Aber wie können wir wissen, dass wir in Christus sind? Wir können es am Wesen unserer Früchte erkennen. Die Frucht, die am Baum eines Christen wächst, ist Herzensheiligkeit – eine vollständige Hingabe an Christus“ – The Signs of the Times, 3. April 1893.

4. Vollkommener Gehorsam:
„Heiligkeit ist vollständige Hingabe an Gott. Sie bedeutet vollkommenen Gehorsam gegen jede einzelne Weisung des Gesetzes Gottes. Dies ist die einzig wahre sittliche Vortrefflichkeit. Ein Charakter, der im Einklang mit dem Gesetz Gottes steht, ist der einzige, der seine Gunst finden wird.“ – Manuscript Releases, Bd. 12, S. 145.
„Niemand sage, dass die Werke nichts zu tun hätten mit eurer Bedeutung und Stellung vor Gott. Im Gericht wird nach dem geurteilt, was wir getan oder nicht getan haben.“ – Ausgewählte Botschaften, Bd. 1, S. 379.

5. Vorbehaltlose Weihe:
„Wahre Heiligkeit ist völliges Aufgehen im Dienste Gottes. Von dieser Beschaffenheit ist ein wahrhaft christliches Leben. Christus erwartet eine vorbehaltlose Hingabe und einen ungeteilten Dienst. Er fordert das Herz, den Verstand, die Seele, die Kraft. Man darf sich nicht der Selbstsucht hingeben. Wer sich selbst lebt, ist kein Christ.“ – Christi Gleichnisse, S. 26.

6. Gemeinschaft mit Gott:
„Der wahre Christ erlangt eine Erfahrung, die Heiligkeit bewirkt… Ein Strahl vollkommener Liebe für den Erlöser beseitigt die Nebelwand, die sich zwischen ihn, den wahren Christen, und Gott geschoben hat. Der Wille Gottes ist sein Wille geworden: Rein, erhaben, veredelt und geheiligt. Sein Angesicht offenbart das Licht des Himmels. Sein Leib ist ein geeigneter Tempel für den Heiligen Geist. Sein Wesen ist mit Heiligkeit geschmückt. Gott kann Gemeinschaft mit ihm pflegen, denn Seele und Leib sind in Harmonie mit Gott.“ – Bibelkommentar, S. 447.

7. Verinnerlichung des Wesens Christi:
„Wahrhaft geheiligt durch das Wirken des Heiligen Geistes ist der Mensch, der das Wesen Christi in sich aufnimmt. Das ist die frohe Botschaft: Christus lebt in mir als der eigentlich handelnde Grundbestandteil des Lebens. So können wir die Gnade Christi im Charakter offenbaren und in guten Werken ausleben. Kein Bereich des praktischen Lebens liegt außerhalb der Zuständigkeit der Grundsätze des Evangeliums; alles christliche Handeln und jede christliche Erfahrung muss das Leben Christi widerspiegeln.“ – Christi Gleichnisse, S. 278.

8. Volle Übereinstimmung mit dem Willen Gottes:
„Wahre Heiligung ist eine gänzliche Übereinstimmung mit dem Willen Gottes. Rebellische Gedanken und Gefühle werden überwunden; Die Stimme Christi erweckt zu einem neuen Leben, das das ganze Wesen durchdringt. Wer wahrhaft geheiligt ist, wird nicht seine eigene Meinung als den Maßstab für Richtig oder Falsch nehmen… Wahre Heiligung ist ein täglich stattfindendes Werk während der gesamten Lebenszeit.“ – Reflecting Christ, S. 80.
„Gott fordert vollständige Herzensübergabe, bevor Rechtfertigung stattfinden kann. Und damit der Mensch die Rechtfertigung bewahren kann, muss er durch einen tätigen, lebendigen Glauben, der durch die Liebe wirkt und die Seele läutert, beständigen Gehorsam an den Tag legen.“ – The Review and Herald, 4. November 1890.

9. Vollkommene Liebe, vollkommener Gehorsam:
„Wahre Heiligung bedeutet Vollkommenheit in der Liebe, im Gehorsam, im Einswerden mit dem Willen Gottes. Durch den Gehorsam der Wahrheit gegenüber sollen wir für Gott geheiligt werden. Unser Gewissen muss von den toten Werken gereinigt werden, damit es dem lebendigen Gott diene. Wir sind noch nicht vollkommen, uns wird aber die Gnade zuteil, dass wir von den Fesseln des Ichs und der Sünde frei werden und der Vollkommenheit entgegenschreiten können.“ – Das Wirken der Apostel, S. 562.

10. Umwandlung des Charakters:
„[Die Heiligung der Seele] ist die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die sich im Charakter offenbart und in guten Werken ausgelebt wird. So wird der Charakter in Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit immer weiter nach dem Bild Christi umgewandelt.“ – Selected Messages, Bd. 3, S. 198.

11. Tägliche Arbeit:
„Biblische Heiligung besteht nicht aus starken Gefühlsregungen. Darüber befinden sich viele im Irrtum. Sie machen Gefühle zu ihrem Kriterium. Wenn sie sich glücklich und erhaben fühlen, behaupten sie, sie seien geheiligt. Glücksgefühle oder das Fehlen von Freude sind kein Beweis dafür, dass jemand geheiligt ist oder nicht. So etwas wie Heiligung in einem Augenblick gibt es nicht. Wahre Heiligung ist tägliche Arbeit, solange das Leben dauert.“ – My Life Today, S. 248.

12. Lebenslanger Gehorsam:
„Heiligung ist nicht das Werk eines Augenblicks, einer Stunde oder eines Tages, sondern der ganzen Lebenszeit. Sie geschieht auch nicht durch beglückende Gefühle, sondern ist die Folge eines steten Absterbens der Sünde gegenüber und eines beständigen Lebens für Christus. Schwache, gelegentliche Bemühungen bringen kein Unrecht in Ordnung und bewirken keine Umwandlung des Charakters. Es kostet beharrliche Anstrengungen, Zucht und harten Kampf, wenn wir überwinden wollen. Keiner weiß heute, wie schwer der Kampf morgen sein wird. Solange Satan regiert, müssen wir unser Ich verleugnen und Sünden, die uns bedrängen, überwinden. Solange unser Leben währt, werden wir keinen Ort, keinen Punkt erreichen, an dem wir innehalten und sagen könnten: Ich habe das Endziel erreicht! Nein, Heiligung ist die Frucht lebenslangen Gehorsams.“ – Das Wirken der Apostel, S. 558.

13. Das Gewand der Gerechtigkeit Christi:
Rechtfertigung und Heiligung durch den Glauben sind das Gewand der Gerechtigkeit Christi.

14. Die Macht und Herrlichkeit des „anderen Engels“ aus Offenbarung 18:
Dies ist die Macht und Herrlichkeit des „anderen Engels“, das Banner des treuen Volkes Gottes, ein mächtiger Zeuge für die Wahrheit. Das ist „Christus unsere Gerechtigkeit“.

15. Das Werk des Heiligen Geistes:
Heiligung ist der Begriff, mit dem man das Werk des Heiligen Geistes am Charakter derer beschreibt, die gerechtfertigt werden. Wir werden gerechtfertigt, damit wir geheiligt werden können, und wir werden geheiligt, damit wir verherrlicht werden können.

16. Freudige Erfüllung der alltäglichen Pflichten:
„Das ist wahre Heiligung; denn sie besteht in der frohen Erfüllung der täglichen Pflichten bei vollkommenem Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes.“ – Christi Gleichnisse, S. 258.

17. Gerechtigkeit durch den Glauben:
Heiligung ist das Ausleben der Gerechtigkeit durch den Glauben; sie ist der Maßstab der christlichen Erfahrung.
Heiligung erfährt nur der gerechtfertigte Sünder, und Verherrlichung nur der geheiligte Christ. Gott macht den Menschen durch den Heiligen Geist heilig, indem er das rechte Handeln Christi dem Christen zuteil werden lässt. Die Heiligung entzieht uns der Macht der Sünde, und durch den Heiligen Geist werden wir gestärkt und erhalten die Kraft, die wir zur Überwindung unserer Sünden benötigen.  Gerechtigkeit ist nicht etwas, das man zu besitzen glaubt, sondern etwas Tatsächliches. Sie ist keine Theorie, sondern eine tägliche praktische Erfahrung.

„Die Wahrheit nützt keiner Seele etwas, wenn sie nicht ins innere Heiligtum gebracht wird und die Seele heiligt. Die Frömmigkeit verfällt, und die Religion wird zu einer oberflächlichen Gefühlsduselei, wenn nicht die Pflugschar der Wahrheit tief durch den brachliegenden Herzensboden geht.“ – The Review and Herald, 24. Mai 1892.

Gott verlangt Vollkommenheit von seinen Kindern. Wir müssen die Botschaft der Heiligung verstehen, das heißt das Ausleben der Gerechtigkeit durch den Glauben und das zunehmende Licht der Macht und Herrlichkeit des anderen Engels. „Jaget nach dem Frieden gegen jedermann und der Heiligung, ohne welche wird niemand den Herrn sehen.“ (Hebräer 12, 14.)

Die Wahrheit als heiligende Macht

„‚Ich heilige mich selbst für sie, auf dass auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.‘ (Johannes 17, 19.) Keine Irrlehre kann die Seele heiligen; das müssen wir in Gedanken behalten. Heiligung kommt nicht durch eine Irrlehre, sondern durch das Glauben der Wahrheit. Wir müssen einen Glauben unser Eigen nennen, der sich auf das gewisse Wort der Verheißung gründet.

Das Wort Gottes nennt die Eigenschaft des Glaubens, der zwischen Heiligem und Unheiligem unterscheiden wird und das Leben zum Wohlgefallen dessen umformen wird, der unsere Wesenskräfte um den Preis seines Blutes erkauft hat. Alle Menschen besitzen irgendeine Art Glauben; aber nur der wahre Glaube wirkt durch die Liebe und läutert die Seele. Dieser Glaube reinigt das Leben von allem Dienst am eigenen Ich und von aller Fügung in willkürliche menschliche Forderungen. Es ist ein echter Glaube, der sich im Geist, in der Rede und in den Taten offenbart. Im Leben dessen, der einen solchen Glauben besitzt, wird der Wille Christi jeden Tag ausgeführt werden.

Jeder, der wirklich die Wahrheit glaubt, wird in seinem Leben die Grundsätze an den Tag legen, die im Leben Christi offenbart wurden. Es heißt von Henoch, dass sein Wandel Gott wohlgefällig war; und ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Nicht ein einziger Faden von Unfreundlichkeit oder Selbstsucht war in das Netz eingewoben, das dieser Gottesdiener in seinem täglichen Leben webte. Wir lesen von ihm: ‚Und nachdem er Methusalah gezeugt hatte, blieb er in einem göttlichen Leben dreihundert Jahre… Und dieweil er ein göttliches Leben führte, nahm ihn Gott hinweg, und er ward nicht mehr gesehen.‘ (1. Mose 5, 22. 24.)

Gottes Maßstab für einen rechten Charakter zeigt sich in den Worten des Propheten Micha: ‚Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.‘ (Micha 6, 8.) Es gibt Menschen, die scheinbar gerecht handeln und die Barmherzigkeit lieben, denen aber die wahren Grundsätze und der Glaube fehlen, die sie dazu brächten, demütig mit dem Herrn zu wandeln. Sie scheinen jede gute Eigenschaft außer eben der eines geheiligten Glaubens zu besitzen – aber ohne diesen ermangeln sie auch aller anderen Dinge. Ihr Leben ist nicht geheiligt, und ohne diese Heiligung der Beweggründe ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Gott hat Männern und Frauen Empfindung und Verstand gegeben, damit sie den Charakter Gottes schätzen lernen, wie er im irdischen Leben Christi offenbart wurde, und durch den Glauben an Christus dieselben Eigenschaften ausbilden können. Christus soll im Leben eines jeden wahren Gläubigen sichtbar werden. Jeder muss in seinem Leben beweisen, dass er zurecht das Bürgerrecht im Reich Gottes und Christi beansprucht…
Die Kunst des Überwindens, wie Christus überwand, ist das Wissen, das zur Seligkeit führt. Wenn wir uns mit Christus im Werk der Entwicklung eines christlichen Charakters vereinen, wenn wir einen unerschütterlichen Glauben an Gott und die Wahrheit seines Wortes bewahren, dann wird uns die Kraft verliehen werden, jedes Übel im Leben zu überwinden.“ – The Review and Herald, 30. September 1909.

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